Wenn Digitalisierung für häusliche Gewalt missbraucht wird

Foto: © Martin Boden

Reader zur Fachtagung erschienen

Gewalt in sozialen Beziehungen hat bekanntlich viele Gesichter und reicht von bloßer Gewaltanwendung bis hin zur subtilen Belästigung. Mit der Digitalisierung eröffnen sich Gewalttätern neue Wege, um Menschen zu verleumden, bloßzustellen, zu belästigen und zu überwachen. Zum Einsatz kommen beispielsweise Spionage-Apps, Postings intimer Fotos oder Fake-Accounts in den sozialen Medien. Eine Fachtagung, zu der die Gleichstellungsbeauftragten Beate Ullwer (Westerwaldkreis) und Daniela Kiefer (Kreis Neuwied) eingeladen hatten, zeigte auf, welche digitalen Gefahren drohen und welche Möglichkeiten zum (Selbst-)Schutz bestehen. Die Inhalte können nun in einem Reader nachgelesen werden. Darin enthalten sind vielfältige Fallbeispiele, eine rechtliche Einordnung und hilfreiche Tipps.

Rainer Franosch, Leitender Ministerialrat und Referatsleiter Strafverfahrensrecht und Cybercrime beim Hessischen Ministerium der Justiz, erläuterte bei der Fachtagung eindrucksvoll, wie die digitale Welt zur persönlichen Bedrohung werden kann. Dadurch wachse das Spektrum der Gewalttaten – insbesondere auch im Bereich der sogenannten engen sozialen Beziehungen. Basierend auf seiner umfangreichen Erfahrung erklärte Franosch unter anderem neue Phänomene wie die Fernsteuerung von Smart-Home-Komponenten und die rechtliche Vorgehensweise bei Cyberstalking.

Im Laufe ihres Lebens wird jede dritte Frau Opfer von psychischer, physischer oder sexueller Gewalt. Jede vierte Frau erlebt Gewalt durch einen ehemaligen oder auch den aktuellen Partner, was besonders schwer wiegt, da durch die Tat ein eigentlich bestehendes Vertrauensverhältnis erschüttert wird. Sich dem zu entziehen und entgegenzustellen, wird umso schwieriger, wenn sogar das eigene Zuhause dank Smart Home keine Sicherheit bietet. „Selbst wenn der Partner nicht mehr vor Ort ist, kann er durch die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung weiterhin terrorisieren, überwachen, beleidigen und erniedrigen“, erklärt Beate Ullwer, Gleichstellungsbeauftragte des Westerwaldkreises.

„Wir freuen uns, dass wir den Teilnehmenden des Fachtages, aber auch allen Interessierten mit dem Reader einen Überblick zur Sachlage geben können – denn Information bietet die Möglichkeit, sich vor Gefahren zu schützen und ermutigt, sich gegebenenfalls Unterstützung und Hilfe zu holen“, betont Achim Hallerbach, Landrat des Landkreises Neuwied.

Der Reader kann auf der Website der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises unter www.westerwaldkreis.de/frauen-gleichstellung.html heruntergeladen oder per E-Mail in einer Printversion angefordert werden unter gleichstellungsstelle@westerwaldkreis.de (solange der Vorrat reicht).

Foto: © Martin Boden

BUZ: Nach erfolgreicher Veranstaltung können nun dank des veröffentlichten Readers alle Interessierten von den Erkenntnissen profitieren.

im Bild: Landrat Achim Hallerbach mit den Gleichstellungsbeauftragten Beate Ullwer (links) und Daniela Kiefer.

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