Kreistag beschließt Ausschreibung von vier Linienbündeln

ÖPNV im Kreisgebiet wird verbessert

Das große Thema Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) bestimmte die Sondersitzung des Kreistages im September mit dem Ergebnis, dass die Ausschreibung für vier Linienbündel mit einem jährlichen Leistungsvolumen von rund 3,92 Millionen Fahrplankilometern beschlossen wurde. Die Neuvergabe von vier der bestehenden acht Linienbündel wurde notwendig, da Mitte des kommenden Jahres für viele Linien die Verträge im Westerwaldkreis auslaufen. Mit der Neuausschreibung wird zugleich ein Wechsel vom eigenwirtschaftlichen zum gemeinwirtschaftlichen System des ÖPNVs vollzogen: Trug bislang der Busunternehmer das wirtschaftliche Risiko, liegt dies zukünftig ganz allein beim Landkreis.

Nach erfolgter Ausschreibung wurde das Büro BPV Consult mit der Planung der Linienbündel beauftragt. Hierfür wurde zunächst eine Fülle von Daten aus Fahrplänen, Haltestellen, Streckenkilometern und vielem mehr von dem Unternehmen gesammelt, analysiert und teilweise in Messfahrten überprüft. Die Ergebnisse präsentierte BPV Consult in der Kreistagssitzung. Wichtigste Eckpunkte sind dabei die Stärkung der Regionallinien zwischen Rennerod beziehungsweise Hof, über Westerburg und Montabaur bis nach Koblenz. Entscheidend hierbei ist, dass die Planer eine zuverlässigere Taktung erarbeitet haben, die zukünftig Wartezeiten auf Anschlussfahrten – ob mit dem Zug oder dem Bus – minimieren. An- und Abfahrten lassen sich dank festgelegter Zeiten besser merken. Dies kommt aber nicht nur Reisenden auf den Regionallinien zugute, sondern auch Haupt- und Ortslinien sowie der Schülerverkehr profitieren von der neuen Abstimmung. Sogar neue Linien konnten in die Planung mit aufgenommen werden. Dafür steigen auch die jährlichen Fahrplankilometer der vier Linienbündel von bisher 2,60 Millionen auf geplante 3,92 Millionen. In Bereichen, in denen ÖPNV-Fahrten nur schwach genutzt werden, soll ein On-Demand-Angebot eingeführt werden, bei dem per Telefon oder App eine Fahrt bestellt werden kann. So werden Leerfahrten vermieden und zugleich wird die Umwelt geschont. Die hier eingesetzten Minibusse sind ebenso barrierefrei wie die großen Linienbusse. Vervollständigt wird das Konzept durch einen Radbus, der in den Sommermonaten am Wochenende zwischen Rennerod und Koblenz verkehrt sowie durch Nachtbusse, die auf der Regionallinie an Wochenenden und vor Feiertagen für einen sichereren Heimweg sorgen.

Die Fraktionen begrüßten mit großer Mehrheit den guten Mittelweg. Denn das verbesserte Angebot führt zu deutlichen Mehrkosten, die aber begrenzt bleiben. Landrat Achim Schwickert zeigte sich über die Beschlussfassung erleichtert und verwies darauf, dass Unternehmer sich auch zusammenschließen könnten, um ein Angebot abzugeben. „Eines muss uns aber allen klar sein, bei der Einführung im Juli 2024 wird für mindestens zwei Monate Chaos herrschen. Das war leider bislang überall so. Danach werden die Vorteile deutlich überwiegen.“

Zurück