Kreismusikschule reiste fulminant durch die Zeit

Landrat Achim Schwickert hieß beim Jubiläumskonzert alle Mitwirkenden und Gäste herzlich willkommen. © Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

Mitreißendes Jubiläumskonzert in prall gefüllter Stadthalle

Wenn hunderte Musizierende, Darsteller, Sänger und Tänzer zusammenkommen, verspricht das ein ganz besonderes Ereignis zu werden. Und dieses Versprechen hat die Kreismusikschule Westerwald bei ihrem Konzert zum 50-jährigen Jubiläum mehr als erfüllt, was das Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadthalle  in Ransbach-Baumbach mit riesigem Beifall honorierte. „Wo sonst Udo Jürgens und Roland Kaiser ihr Können zum Besten gegeben haben, begeistern heute die Schüler aller Fachbereiche der Kreismusikschule Westerwald sowie das gesamte Lehrerkollegium mit einer faszinierenden Reise durch die Epochen der Musik“, eröffnete Landrat Achim Schwickert das Event.

In seiner Rede betonte er, wie bereits bei der Gründung des Westerwaldkreises der Musikpflege große Bedeutung beigemessen wurde und der Kreistag 1974 die Einrichtung einer Kreismusikschule beschloss. Die Gründungsversammlung erfolgte dann am 14. Februar 1975 in Westerburg und von Anfang an war klar: Als Bildungseinrichtung wendet sich die Kreismusikschule an Kinder, Jugendliche und Erwachsene und möchte breiten Schichten der Westerwälder Bevölkerung Musik nahebringen. „Unter der Leitung von Milena Lenz-Mester ist die Kreismusikschule Westerwald heute ein wertvoller Bildungsträger mit einem umfangreichen Angebot, wobei der jüngste Schüler anderthalb und die älteste Künstlerin bereits 94 Jahre ist“, sagte Landrat Schwickert. Dabei sei er besonders stolz darauf, dass die wöchentlich etwa 500 Unterrichtsstunden durch über 30 fest angestellte Lehrkräfte erbracht würden. Mit großer Vorfreude erwartet er die Fertigstellung des Neubaus der Anne-Frank-Realschule plus in Montabaur, denn hier erhält die Kreismusikschule auf 345 Quadratmetern neue, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Räumlichkeiten. Im November sei das Richtfest geplant.

Michael Bug (Bildmitte) hatte einen Scheck über 10.000 Euro der Sparkassenstiftung Westerwald-Sieg im Gepäck. © Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

Landrat Schwickert dankte allen Mitwirkenden für ihr Engagement und nicht zuletzt auch den Kreisgremien, Verbänden und Unterstützern, ohne die eine erfolgreiche Arbeit der Kreismusikschule nicht möglich wäre. In diesem Rahmen begrüßte er Michael Bug, Vorstandsmitglied der Sparkasse Westerwald-Sieg, die jährlich mit einer Förderung von 250.000 Euro einen wichtigen finanziellen Grundstein legt. Zum Geburtstag hatte Bug noch ein ganz besonderes Geschenk dabei: Er überreichte im Namen der Sparkassenstiftung Westerwald-Sieg dem stellvertretenden Leiter der Kreismusikschule, Christian Gansemer, einen Scheck über zusätzlich 10.000 Euro.

Landrat Achim Schwickert, Milena Lenz-Mester und Christian Gansemer von der Kreismusikschule würdigten die Preisträger: (von rechts nach links) Greta Frink, Mira Schwabe, Amy Schäfer, Mila Schäfer und Ronny Preußer. © Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

Passend zum festlichen Rahmen wurden dann Schüler der Kreismusikschule geehrt, die im Jahr 2025 besondere musikalische Erfolge erzielt hatten. So gewannen Ronny Preußer, Lucia Fernandez-Trappa-Elsner und Ines Kubetz-Osipow 1. Preise im Regionalwettbewerb von Jugend musiziert. Beim Landeswettbewerb erhielt Amy Schäfer einen 1. Preis und Mira Schwabe sowie Emil Zierold einen 2. Preis. Aliena Emmi Kurtenacker erreichte im Bundeswettbewerb Jugend musiziert einen hervorragenden 3. Preis. Beim 9. Klavierwettbewerb der Musikschulen von Rheinland-Pfalz, Saarland und Luxemburg bekam Mila Schäfer einen 3. Preis und Greta Fink einen 1. Preis mit Auszeichnung.

Friedrich-Koh Dolge, Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher Musikschulen, überbrachte Glückwünsche. © Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

Geburtstagsglückwünsche der gesamten Musikschulfamilie überbrachte im Anschluss Friedrich-Koh Dolge, Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher Musikschulen. Sein Leben ist eng mit der Kreismusikschule Westerwald verbunden, leitete doch sein Vater Professor Arnd Dolge diese Einrichtung viele Jahre. Er selbst sei hier nicht nur Cellolehrer und Orchesterleiter gewesen, sondern habe Werte kennengelernt, die weit über die Musik hinausgehen, wie Disziplin, Ausdauer und Kreativität. Er betonte: „Musikschule zeigt Wirkung – gestern, heute und morgen! Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass Musik auch künftig Freude stiftet.“

Der verrückte Professor und seine Assistentin Anneliese trafen auf ihrer Zeitreise Vertreter der wichtigsten Musikepochen. © Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete dann natürlich das musikalische Programm. Ganz nach dem Motto „Heureka – es ist vollbracht!“ konnte der zerstreute Professor (Milena Lenz-Mester) ein Radio so umprogrammieren, dass alle Anwesenden mit ihm durch die Zeit reisten. Unterstützt von Assistentin Anneliese (Musiklehrkraft Anke Welsch) traf er wichtige Zeitzeugen, die über die Feinheiten der jeweiligen Musikepoche informierte. Liebevoll kostümiert beeindruckten Kinder hier als Mozart, Chopin, Barock-Dame oder auch 80er-Jahre Popgirl mit humorvollen Schauspielszenen.

Vom Bühnenbild gekonnt in Szene gesetzt präsentierte das Projektorchester das romantische Werk „Bilder einer Ausstellung“. © Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

Los ging die Reise aber mit einem energiegeladenen Trommelensemble in der Steinzeit. Im Mittelalter begeisterten kleine Darsteller als tapfere Ritter, Drachen und Prinzessinnen, während eine Gruppe Musizierender „Sumer is icumen“ zum Besten gab. Dabei faszinierten nicht nur die authentische Kleidung, sondern auch Instrumente wie die Subkontrabassflöte, Buccina und Doppel-Aulos, die nur die wenigsten kannten. Vor eindrucksvoller Bühnenkulisse erklangen unter anderem Händels opulente Feuerwerksmusik im Barock, der Klassiker „Eine kleine Nachtmusik“ und Mussorgskys romantische Bilder einer Ausstellung. Dabei kamen die Lehrkräfte der Kreismusikschule und die Schüler in vielfältigen Kombinationen zusammen und die Inszenierungen reichten vom vierhändigen Spiel auf dem Klavier und Gitarrenduetten bis hin zu großen Projektensembles und fein abgestimmten Orchesterdarbietungen. „Jeder aus unserer Musikschule, der auf die Bühne wollte, sollte an diesem Tag die Chance bekommen. Deshalb wurden alle aufgeführten Beiträge extra für das Jubiläum innerhalb von einer Projektwoche intensiv erarbeitet“, erklärte Milena Lenz-Mester.

Mitreißend waren der Auftritt der Bigband, der Gesang und die Tanzperformance zu „A Night like this“. Foto: Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

Spätestens beim Auftritt der Bigband zu „A Night like this“ mit der Solistin Penny Jo Blatterman und einer auf die 1920er Jahre abgestimmten Tanzperformance beteiligte sich das Publikum rege am Programm. Auch das anschließende Streicherensemble mit seiner großen Anzahl Musiker allen Alters versetzte die Zuhörer mit modernen Klängen in Staunen, während der poppige Bandauftritt zu „Walk like an Egyptian“ zum Mitsingen animierte.

Beim fulminanten Finale zu Coldplays „Viva la vida“ fanden sich dann nahezu alle Künstler erneut auf und vor der Bühne ein. Sie wurden unterstützt vom Mitarbeiterchor der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises und einem Publikum, das es mit Leuchtstäben schwingend kaum noch auf den Plätzen hielt. „Ein herzlicher Dank gilt allen fleißigen Helfern vor und hinter den Kulissen, Schülern, Eltern, dem Haus Kunterbunt, dem Kunst-, Kultur- und Naturverein b-05, den zahlreichen Gästen und dem gesamten Kollegium der Kreismusikschule, die dieses würdige Jubiläumskonzert möglich gemacht machen“, verabschiedete sich die von Eindrücken überwältigte Milena Lenz-Mester unter riesigem Applaus.

Beim eindrucksvollen Finale zu Coldplays „Viva la vida“ vereinten die Künstler ihre Kräfte. © Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz

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