Frauennotruf zeigt Ausstellung
Pychologische Wege zu würdevollem Leben und Leidensgeschichten vorgestellt
Im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Notrufs waren bewegende Exponate entstanden, mit denen die beteiligten Frauen einerseits sexualisierte Gewalt sichtbar machen und die Enttabuisierung des Themas fortführen, aber auch betroffene Frauen ermutigen wollten, sich Unterstützung und Hilfe zu holen. „Wir sind sehr froh, dass wir die Ausstellung nochmals in diesem Jahr im Westerwaldkreis zeigen können“, sagte Gaby Krause vom Notruf. „Wir wünschen uns, weitere Ausstellungsorte zu finden, um auch 2016 eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und den Weg fortzusetzen, den die mutigen Frauen begonnen haben, als sie ihre Werke der Ausstellung überließen.“ Diplom-Psychologin Tanja Böckling erklärte anhand eines Hirnmodells die Entstehung und Auswirkung von Traumata.
Während der Schwerpunkt der Informationsveranstaltung am ersten Tag auf den Wunden und den Folgen von sexueller Traumatisierung lag, so hatten die Besucher am zweiten Ausstellungstag bei einem Vortrag und praktischen Übungen von Heike Schönborn die Gelegenheit, mehr über Resilienz zu erfahren. Als Resilienz bezeichnet man die Widerstandsfähigkeit eines Menschen, auch Zeiten großer Not und Krisen zu bewältigen und mitunter sogar gestärkt daraus hervorgehen zu können. „Jeder Mensch kann und sollte etwas zur Stärkung seiner Gesundheit, Widerstandsfähigkeit und seines Wohlbefindens tun“, sagte Schönborn. „Denn sie ist kein einmalig erreichter Zustand, sondern muss im Sinne der Selbstfürsorge gepflegt und gehegt werden. Dies gilt natürlich auch für die scheinbar Starken und Unerschütterlichen unter uns, denn auch Ärzte, Therapeuten und Mitarbeiter in psychosozialen Arbeitsfeldern, die täglich mit extremem Leid konfrontiert werden, sind nicht unverwundbar.“ Wie es gelingen kann, wurde an alltagspraktischen Übungen vermittelt.
Zum Abschluss der Ausstellung, die sowohl einen tiefen Einblick und die Leidensgeschichten als auch die Heilungswege der ausstellenden Frauen zeigte, gab es ein Klangkonzert: Die Musik-Therapeutinnen Yvonne Brot und Petra Korbach nahmen die Besucher durch die zarten Tönen von Klangschalen und Gongs mit auf eine stimmungsvolle Reise, die eine Atmosphäre von Geborgenheit vermittelte. Heike Schönborn fasste zusammen: „Wenn wir in einem Westerwald leben möchten, in dem Menschen geschützt und sicher sind sowie eine nährende Kindheit erfahren, müssen wir lernen, genau hinzuschauen und zu handeln.“