Abiturienten im Handwerk mit hervorragender Perspektive

Kampagne „Hände hoch für´s Handwerk“ will Karrierechancen aufzeigen

Überfüllte Unis, leere Werkbänke? Es ist schon zum Allgemeingut geworden, dass das Handwerk händeringend qualifizierten Nachwuchs sucht. Denn etwa die Hälfte eines Schuljahrgangs macht mittlerweile das Abitur, und die meisten drängen in die Universitäten und Fachhochschulen. Denn ein Studienabschluss verspricht nicht nur ein hohes Einstiegsgehalt, er bedeutet auch eine Art Jobgarantie. Während die Arbeitslosenquote in Deutschland derzeit bei etwa sechs Prozent liegt, steht sie bei Akademikern seit Jahren unter zwei Prozent. Heute besuchen 2,5 Millionen Studenten die Unis. Im Jahr 2000 waren es noch zwei Millionen. Doch für viele scheint das nicht der richtige Weg zu sein, denn fast jeder Dritte bricht sein Studium ab. Dem einen sind die Anforderungen zu hoch, dem anderen sind die Studieninhalte zu theoretisch, oder es fehlt am Geld.
„An eine Ausbildung im Handwerk denken nur wenige“, sagt WFG-Geschäftsführer Wilfried Noll, der mit seinem Team die Kampagne „Hände hoch für´s Handwerk“ gestartet hat. Die WFG hat es sich zur Aufgabe gemacht, die interessanten und vielseitigen Seiten der vielen Berufsbilder des Handwerks nach vorne zu kehren. Denn das Handwerk bildet im Westerwaldkreis das wirtschaftliche Rückgrat.

Kochazubi? Dachdecker? Schreiner? Goldschmied? Sanitärhandwerker? Das scheint vielen Schulabgängern kein vielversprechendes Karrieresprungbrett. Und viele Eltern wären enttäuscht, würde der Sohn oder die Tochter nach dem Abitur diesen Weg einschlagen. Noch vor wenigen Jahren habe man sich bei der Nachwuchsrekrutierung meist auf Haupt- und Realschüler konzentriert, berichtet Noll. Doch das reiche längst nicht mehr. „Der Anteil der Abiturienten an den Schulabgängern steigt mit jedem Jahr“, erklärt er. „Gleichzeitig steigen die fachlichen Anforderungen an die Auszubildenden, viele handwerkliche Jobs sind heute hochkomplex. Wir brauchen gut ausgebildeten, lernbereiten Nachwuchs.“                                

So hätten Abiturienten und Studienabbrecher im Handwerk eine hervorragende Perspektive und würden mit Kusshand genommen. Nach einer verkürzten Lehrzeit mit Gesellbrief können sie mit speziellen Qualifikationsprogrammen während und nach der Ausbildung einen verkürzten Weg zum Meisterbrief nehmen. Dann stehen ihnen schon nach wenigen Jahren Führungspositionen und der Weg in die Selbständigkeit offen. Und der Meistertitel steht im sogenannten Qualifikationsrahmen, der den offiziellen Stellenwert verschiedener Ausbildungsabschlüsse angibt, immerhin auf einer Stufe mit einem universitären Bachelor-Abschluss. Mit ihm kann man dann doch noch zum Masterstudium an eine Hochschule gehen. Erfreulich ist, dass das schon nicht wenigen Abiturienten erkannt wurde. Denn der Anteil der Abiturienten, die eine Lehre machen, hat zugenommen. Lag er vor zehn Jahren noch bei knapp fünf Prozent, hat er sich mittlerweile auf fast zehn Prozent verdoppelt.

Auch finanziell stehen Meister meist besser da als Bachelor-Absolventen. „Die Verdienstmöglichkeiten sind als Handwerksmeister um Einiges besser als zum Beispiel mit einem Germanistik-Bachelor“, betont der WFG-Geschäftsführer. Und die Arbeitslosenquote von Meistern und Technikern liegt sogar noch unter der Quote von Akademikern. Noll: „Leider weiß das bloß kaum jemand. Das ist der Hauptgrund für unsere Kampagne `Hände hoch für´s Handwerk!´damit die vielbefahrene Einbahnstraße Abitur – Studium eine mehrspurige Straße zum beruflichen Erfolg wird.“

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